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ReScripta — Rango - One bullet Chapter 11
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Published: 2015-02-08 15:18:01 +0000 UTC; Views: 801; Favourites: 0; Downloads: 0
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Description 11. Fear

Mühsam kroch Jake zum Fluss und trank. Das kühle Wasser tat ihm gut.
Nachdem er seinen Durst gestillt hatte, hielt er einen Teil seines Körpers ins Wasser, wo die Wunde lag. Er zischte, als das kalte Wasser seine Wunde berührte.
Stöhnend hielt er sich am Kopf. Ihm wurde wieder schwindelig. Der Schmerz, wo die Kugel steckte, wurde immer schlimmer. Er versuchte den Schmerz zu ignorieren und gab sich alle Mühe sich abzulenken.
Rango würde bald zurück sein. Er wusste nicht warum, aber irgendetwas sagte ihm, dass Rango ihn nicht im Stich lassen würde.
Er warf einen erneuten Blick auf seine Schusswunde und stieß ein zischendes Fluchen aus. Die Wunde hatte sich inzwischen dunkelrot gefärbt und Jake wusste nur zu gut, dass das nichts Gutes war. Er hatte zwar schon oft Schussverletzungen gehabt, konnte aber bis jetzt immer einen gescheiten Arzt dazu zwingen, sie wieder zu entfernen, aber hier…
Er sah auf, als er in der Ferne schnelles Getrappel vernahm. Er hob seinen Revolver. Das Galoppieren wurde lauter und kam in seine Richtung. Um kein Risiko einzugehen, ging er hinter einem Baum in Deckung und stierte in die Dunkelheit. Eine dunkle Gestalt tauchte auf, die im eiligen Tempo am Ufer entlang ritt.
Jake züngelte angespannt. War es ein Fremder? Der Wind wehte in seine Richtung und Jake brauchte nicht lange um herauszufinden, wer da ankam.
Wie ein Irrer raste Rango mit dem Roadrunner auf das Lagerfeuer zu. Kurz davor hielt er an. Keuchend sprang er runter, stolperte über den steinigen Boden und fiel hin.
„Steigst du immer so ab?", fragte Jake sarkastisch.
Rango antwortete nicht auf Jakes Kommentar und richtete sich keuchend auf.
„Mister Wheeler hat mich erwischt", stieß er atemlos hervor. „Er hat gewusst, dass ich kommen würde."
Jake schnaubte leise. „Dann wird er auch wissen, dass ich nicht tot bin."
Er sah auf Rango, der die Hände auf die Knie gestützt hatte und sich bemühte wieder zu Atem zu kommen.
„Hast du wenigstens etwas auftreiben können?"
Rango sah auf. „Ich weiß es nicht. Aber ich konnte zumindest das hier entwenden."
Er hielt die Arzttasche hoch und stellte sie auf den Boden ab. Mit zittrigen Händen öffnete er sie und wühlte hastig darin herum. Doch außer Arztinstrumenten und Verbandszeug konnte er nichts finden.
„Das verstehe ich nicht", murmelte Rango nervös. „Normalerweise müssten doch auch hier Medikamente drinnen sein."
Enttäuscht ließ Rango seine Hände sinken.
„Vielleicht hat Mister Wheeler alle Medikamente rausgeholt." Seufzend stand er auf. „Aber selbst wenn…, einen Arzt hab ich nicht gefunden."
Mit gesenktem Blick setzte er sich auf einen Stein.
„Kein Arzt und keine Medikamente", murmelte er. Er hörte, wie Jake sich neben ihm niederließ. Rango wagte nicht zu ihm hoch zu schauen und schloss die Augen.
„Tut mir leid", sagte er leise.
Jake sagte nichts. Er starrte auf Rango, der sein Gesicht in den Händen vergraben hatte.
Um sie herum wurde es still. Nur das leise Rauschen des Flusses und die abendlichen Rufe der Vögel waren zu hören. Doch trotz dieser friedlichen Umgebung breitete sich auf der Lichtung eine bleierne Schwere aus.
Jake hustete. Das Blei der Kugel machte ihm zu schaffen. Er schüttelte den Kopf, um die Müdigkeit zu vertreiben. Sein Blick wanderte auf die Arzttasche, die immer noch offen dalag. Prüfend besah er sich den Inhalt der Tasche. Alles was sich darin befand waren Arztinstrumente, Verbandszeug und eine Flasche Alkohol.
Eine ganze Weile verstrich.
Jake legte die Stirn in Falten und schloss die Augen. Schweigend dachte er nach, soweit ihm das der Schmerz in seiner Brust erlaubte. Wenn dieser Mister Wheeler glaubte, er könne ihn damit zu Fall bringen, dann hatte er sich gewaltig geirrt. Diesen Triumph wollte er ihm nicht gönnen. Selbst wenn es hieß dafür etwas Verrücktes zu tun.
Er öffnete die Augen und sah zu Rango rüber, der immer noch zusammengekauert auf dem Stein saß. Zuerst wollte Jake den Gedanken wieder verwerfen, aber in diesem Fall blieb ihm wohl keine andere Wahl.
Er atmete tief durch.
„Hör zu", begann er.
Rango sah auf. Als er Jake in die Augen sah, wollte Jake wieder schweigen, zwang sich aber dazu weiter zu reden.
„Du musst die Kugel rausholen."
„WAS??!!" Rango sprang auf und sah ihn entsetzt an. „Das kann ich nicht!"
„Red keinen Unsinn. Du hast Hände. Du kannst sie rausholen."
Rango hob abwehrend die Hände.
„Nein, nein, nein! Vergiss es! Ich stochere nicht in Wunden rum!"
Rango wollte sich abwenden, doch Jake versperrte ihm den Weg. Erschrocken wich Rango zurück. Jake sah ihm tief in die Augen.
„Ich dachte, du wolltest mir helfen."
„Jake! Das kann ich nicht riskieren. Ich bin kein Chirurg. Die Gefahr, dass ich dir dadurch nur noch mehr Schaden zufüge, ist viel zu groß."
„Wie viel gibt es noch zu riskieren? Hör zu. Die Kugel steckt in keinem lebensgefährlichen Gefäß…"
„Aber ich bin kein Arzt!", unterbrach ihn Rango. „Ich weiß doch nicht mal, wie so was geht."
Jakes Blick verfinsterte sich. „Ich sage dir was du tun sollst. Ich hab das schon oft erlebt. Oder glaubst du, ich hab noch nie eine Kugel in mir drinnen gehabt?"
Rango schwieg und starrte ihn fassungslos an. Dass Jake das schon oft erlebt hatte, bezweifelte er nicht. Nur an sich selber zweifelte er. Und für jemanden, der noch nie eine Kugel entfernt hatte, für den war das besonders gefährlich. Doc hatte zwar die Kugel bei ihm entfernt, aber da war er ja bewusstlos gewesen.
„Aber ich kann kein Blut sehen", wisperte Rango. Allein schon wenn er sich in den Finger schnitt, bekam er einen Schwächeanfall. Und seine Schussverletzung vor wenigen Monaten hatte ihm komplett gereicht.
„Ich kann es nicht." Rango begann zu zittern.
Jake sah ihn viel sagend an. Dann senkte er seinen Blick.
„Wie du willst", sagte er und wandte sich ab. „Dann schätze ich, dass wir uns morgen nicht mehr sehen werden."
Betroffen sah Rango auf. Mister Wheeler hatte er fast vergessen.
Jake wandte ihm den Rücken zu. „Wenn das dein Dank ist", murmelte er vorwurfsvoll.
Rango zuckte zusammen. Jake hatte Recht. Immerhin war es seine Kugel und stammte aus seinem Revolver.
„Mehr als mein Leben habe ich ja nicht zu verlieren", fuhr Jake fort. „Je schwächer ich werde, umso mehr werden sie leichtes Spiel haben mich zu töten."
Betroffen sah Rango ihn an.
Eine ganze Weile verstrich. Keiner wagte sich zu rühren. Rango seufzte.
„Okay, okay", sagte er leise. „Ich mach's. Aber ich kann für nichts garantieren."
Jake drehte sich zu ihm um und sah ihn viel sagend an. „Für was im Leben gibt es schon eine Garantie?"
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