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ReScripta — Rango - One bullet Chapter 5
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Published: 2015-02-01 16:34:17 +0000 UTC; Views: 779; Favourites: 0; Downloads: 0
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Description 5. Would you?

Jake drehte sich um. Rango gefror das Blut in den Adern, als ihn Jakes Augen trafen.
„Na sieh mal einer an", sagte Jake. „So sieht man sich wieder."
Rango schluckte. Er stand wie Jake auf den Holzplanken des Baugerüstes und versuchte so selbstbewusst wie nur möglich zu wirken. „Äh, ja. Die Welt ist klein."
Nervös ließ er seine Hand auf dem Griff seines Revolvers gleiten, der immer noch in seinem Holster seines Gürtels steckte.
Rango merkte, wie Jake prüfend an ihm runter sah. Wollte er feststellen, ob die Schusswunde von damals irgendwelche bleibenden Schäden hinterlassen hatte? Er wusste es nicht. Jake sah wieder in sein Gesicht. Seine Augen waren entspannt.
Doch dann zuckte er zusammen und drehte sich um, als er merkte, wie Mister Wheeler versuchte an dem noch verbliebenen Gerüst hochzuklettern. Der Geschäftsmann hielt sofort inne, als er wieder in Jakes Revolver blickte.
Jake schnaubte wütend. Dabei redete er zu Rango, ohne sich dabei umzudrehen.
„Jetzt verschwinde, Sheriff! Ich hab was zu erledigen."
„Jake!", begann Rango von neuem. „Ich warne dich! Das wirst du nicht tun!"
„Was willst du, Kleiner?", fuhr Jake ihn an. „Was geht dich das eigentlich an?"
„Ich bin im Auftrag von Mister Wheeler hier und soll dafür sorgen, dass du ihm keinen Ärger machst."
Jake drehte sich um. Jetzt war es geschäftliche Konkurrenz für ihn.
Als Rango wieder in Jakes Augen sah, wich er erschrocken ein paar Schritte zurück. In Jakes Augen lag der Ausdruck von Mord. Ein Blick, wie er ihn damals bei ihrem Duell gesehen hatte.
„Los, Mister Rango!", hörte er jemanden von der Schluchtkante runter rufen. Rango sah nach oben und erkannte die Arbeiter, die sich dort oben versammelt hatten und gebannt zu ihm runter starrten.
Jake zischte verärgert. Offensichtlich war ihm die Anwesenheit von Publikum unangenehm.
„Hör zu", begann Jake so ruhig wie nur möglich, aber der Sarkasmus in seiner Stimme war nicht zu überhören. „Du machst deinen Job und ich Meinen. Also, wenn du so freundlich wärst, dass ich zuerst meinen Auftrag machen kann."
Rango zog seinen Revolver und richtete ihn auf Jake.
„Nicht solange ich hier bin."
Als Jake den Revolver sah, blitzte für einen kurzen Moment etwas in seinen Augen auf.
„Man braucht nur eine Kugel."
Jake blinzelte, nahm aber sofort wieder eine entschlossene Haltung ein. Auf keinen Fall, wollte er sich wieder vor Augenzeugen blamieren, nur weil ihn eine Echse verscheucht hatte. Sein Ruf war jetzt sowieso schon wegen Rango erheblich gesunken.
„Zwing mich nicht dir weh zu tun", zischte Jake drohend. „Lass mich nur meinen Auftrag ausführen und dann bin ich wieder weg."
Er hob seinen Revolver und richtete ihn auf Rango. Auch Rango hob seinen Revolver etwas höher. Beide ließen sich nicht aus den Augen. Mit jeder Sekunde wuchs die Anspannung zwischen ihnen immer mehr. Jake knurrte drohend. Rangos Augen wurden zu Schlitzen. Langsam kam Jake auf ihn zu, immer in Augenkontakt mit ihm, als wollte er ihn hypnotisieren.
Rango beobachte ihn, bewegte sich aber nicht von der Stelle.
„Jake! Bleib wo du bist!" Rango entsicherte seinen Revolver. „Zwing mich nicht zu schießen!"
„Würdest du das wirklich tun?" Jake grinste fies. „Wäre das dein Dank?"
Innerlich zuckte Rango zusammen. Jake hatte ihre letzte Begegnung vor einigen Monaten nicht vergessen. Vergeblich versuchte Rango irgendetwas Vertrautes in Jakes Augen zu lesen. Aber Jakes Augen blieben kalt. Die Vertrautheit und die Freundschaft, die er vor zwei Monaten darin gesehen hatte; waren jetzt nicht mehr zu erkennen. Als ob sie nie existiert hätten.
„Du darfst jetzt nicht aufgeben, Bruder!"
Er hatte ihn `Bruder´ genannt.
Auf Rangos Gesicht bildete sich ein Ausdruck von Unsicherheit. Er hatte doch nie mehr vorgehabt Jake mit einer Waffe zu drohen. Nein, er wollte mit ihm reden. Aber hier…
Verflixt! Irgendwie hatte er sich ihre nächste Begegnung ganz anders vorgestellt. Statt ihm für seine Hilfe zu danken, starrten jetzt unzählige Leute zu ihm runter und erwarteten von ihm sich mutig dem Kampf zu stellen. Unmöglich konnte er jetzt seine Drohung zurücknehmen, sonst würde man ihn für feige halten. Obwohl, feige hin oder her. Er hatte sich geschworen mit Jake vernünftig zu reden.
Rango konnte kaum glauben was er tat. Mit zittrigen Händen hielt er seinen Revolver weiter auf Jake gerichtet. „Ich werde nicht schießen, wenn du nur verschwindest."
Jake grinste. Man sah ihm an, dass er nicht damit rechnete, dass Rango seine Drohung wahr machen würde. Zentimeter für Zentimeter rückte er näher.
„Jake! Bleib zurück!"
Rango spürte, wie seine Stimme zitterte. Er wollte Jake nichts tun. Und Jake schien das ganz genau zu wissen.
Noch einmal versuchte Rango ihn zum Stillstand zu zwingen.
„Ich warne dich, Jake! Sonst schieße ich!"
„Würdest du das wirklich tun, Sheriff?", fragte Jake mit einem leichten Hauch von Spott.
Würde er wirklich? Rangos Hand lockerte sich auf dem Abzug. Würde er es wirklich tun?
Seine Augen weiteten sich. Zweifel lag in ihnen und Jake erkannte das sofort.
Rango wich ängstlich zurück. Jake folgte ihn mit Abstand.
„Komm schon, Kleiner", sagte Jake spöttisch. „Bevor sich hier noch jemand weh tut."
Rangos Schritte nach hinten wurden schneller. Dann… . Er wusste später nicht, ob es an den nassen Holzplanken oder an seiner Unsicherheit gelegen hatte.
Er verlor das Gleichgewicht, rutschte aus und fiel nach hinten.
PENG!
Der Schuss hallte ihm noch Jahre lang in den Ohren. Alles was Rango wusste war, dass er auf einmal auf dem Rücken lag. Seine Hand verkrampft auf dem Abzug. Noch ganz erschrocken richtete er sich auf. Jakes Augen waren geweitet.
Rango wollte was sagen, aber seine Stimme versagte. Er hatte doch nicht… oder doch?
Er sah, wie Jake zurückwich, sich krümmte, noch mal einen fassungslosen Blick auf Rango warf, dessen Kopf wie gelähmt war. Hilflos sah das Chamäleon zu, wie Jake zur Seite kippte und auf mehrere Gerüste krachte.
Das hielt der Staudamm nicht aus.
Mister Hardwood und Mister Wheeler, die alles mitangesehen hatten, kletterten in Panik das Gerüst hoch.
Rango, noch ganz geschockt, hörte ein Ächzen und Krachen. Er sah neben sich.
Die Holzwand hatte Risse bekommen. Schnell stürmte Rango auf die Seite und kletterte bis zum Rand der Staudammmauer. Jetzt wurde aus dem Ächzen ein unheilvolles Stöhnen. Mit lautem Krachen gab der Riss in der Wand nach und mit lautem Tosen bahnte sich das gestaute Wasser einen Weg durch den Riss und stürzte in die Schlucht. Rango in seiner Not presste sich an die Wand. Die Gischt durchnässte seine Kleidung. Verkrampft hielt er sich an den Seitenbalken fest.
Schließlich verstummte das laute Brausen und Tosen des Flusses und verklang zu einem seichten Plätschern. Der Fluss versiegte und nahm wieder seinen normalen Verlauf.
So langsam wagte Rango wieder seine Augen zu öffnen. Die Staudammwand war größtenteils eingerissen und zerrissene, zersplitterte Holzplanken säumten den Einriss der Staudammmauer.
Zögernd löste sich Rango aus seiner Erstarrung und wagte einen Blick nach unten in die Schlucht, die nun komplett mit Wasser gefüllt war. Doch von Jake war nichts mehr zu sehen. Fassungslos sank Rango auf den verbliebenen Planken in die Knie, völlig außerstande etwas zu sagen. Sein Blick fiel auf seine Waffe, die er immer noch in der Hand hielt. Dann schüttelte er ungläubig den Kopf.
„Nein, nein", murmelte er und schlug sich die Hände vors Gesicht. Sein Revolver glitt neben ihn auf die nassen, zersplitterten Holzplanken.
NEIN! WAS HABE ICH GETAN?!
Er hatte ihn erschossen!
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